Donnerstag, 26. Juli 2012

Eigentlich sollten hier nur Menschen mitlesen, die auch den Link haben, aber seis drum, ich hab nichts zu verbergen. Wollte mich gerade bei der Schweizer Gemeinde abmelden und habe erfahren, dass mein Arbeitgeber auch meine Aufenthaltsbewilligung, die ich dafür bräuchte, einbehalten und mir nicht gegeben hat....tjya, es endet, wie es begonnen hat, mit lauter Halbwahrheiten, schade..... da wollte ich nun zum ende der reise auch noch mehr von dem guten hier aufschreiben, aber jedesmal fallen mir dann dinge und kommen die stimmungen des bauern in die quere, sodass es eine wahrhaft schöne übung in gelassenheit ist. jeden tag aufs neue;=) aber ich beginne, weil ich ja hier bin um zu lernen, mit den schönen seiten: wir haben hier für die letzte woche traumhaftes sommerwetter und das färbt das ganze wandern, beim nachbarn heuen helfen und auch sonst - vor allem die stunden, die wir hier oben allein sein können, alles in einem wunderbaren licht.

gestern haben wir dann unsern ersten toten raubvogel gefunden, ich vermute, er wurde von den krähen gekillt? ich habe schon oft beobachten können, wie die "schwarzen" (so nennt der bauer sie) die bussarde, milane oder gar die steinadler zu dritt oder viert aus ihrem hoheitsgebiet vertreiben. erstaunlich, wenn man bedenkt, wieviele weideflächen mit unzähligen mäusen es hier gibt.
da braucht man denn auch keinen spiegel mehr;( als mensch, oder?
vorgestern kam im radio die meldung, es sei ein wolf gesichtet worden im berner oberland und sofort sprangen alle medien auf den zug auf, die einen mehr, die anderen weniger seriös und sachlich. diese gier nach panikmache.
das gespräch zwischen dem bauern und mir anhänglich: "hast du das verstanden, die haben einen wolf gesehen, der ist ganz nah!" "nein, ich habe nicht zugehört, aber wer hat den gesehen?" "jemand". "aha, naja, wer weiß, ib es nicht wieder so eine panikmeldung ist wie wochenlang jene um den schwarzen panther, der angeblich schon in bern gesichtet wurde?" "was würdest du denn machen, wenn du schafe hättest?" (tonfall schon wütender, man muss dazu wissen, dass kurz vorher der eklat um meinen noch nicht gezahlten lohn ausgebrochen war) "ich habe keine schafe." "aber wenn..." "dann würde ich sie ordentlich behirten und schützen mit herdenschutzhunden. wenn dann dennoch der wolf tiere reißt, gibt es, soweit ich weiß, ausgleichszahlungen? hat denn jemand von deinen freunden schafe?" schweigen. "nein, aber was würdest du machen, wenn..." "weißt du wieviel tiere jährlich überfahren werden, abstürzen oder durch krankheiten zu tode kommen? ich kann mir nicht vorstellen, dass ein einzelner wolf soviel schaden anrichtet?" "das möchte ich sehen, wenn du schafe hättest..." "wer hat denn die gemsen in den alpen ausgerottet? der wolf oder der mensch?" "der wolf gehört überhaupt nicht hierher!" "wohin gehört er denn dann?" "der soll dahingehen, wo er hergekommen ist!" gespräch beendet....
und seit gestern abend wohnen die schweine (3 ferkel, ca 7 wochen alt bei uns). für jemanden, der sich ziemlich lange über die hundehaare und den hundegeruch aufgeregt hat, ganz schön merkwürdig, dass der stall und der auslauf für die zwar sauberen, aber dennoch geruchlich sehr intensiven tiere DIREKT NEBEN DEM ESSTISCH etabliert ist....
das kranke kalb hat seit 3 tagen noch keine einzige fiebermessung erleben dürfen, obwohl jetzt schon mehrere leute lungenentzündung vermutet haben.
auch schön war vorgestern die aussage des bauern (der ja öfter im restaurant speisen geht, während ich hier oben oft mehrere tage hintereinander nudeln oder reis essen konnte - was nicht weiter schlimm ist, nur eben so unverhältnismäßig, an wem gespart wird) - jedenfall kommt er nach hause. ich frage, nachdem wir fertig gemolken haben (die 3 bis 4 biere vor und während dem melken schon eingerechnet) - was er zum abendbrot möchte. er, ganz ungewöhnlich für ihn: "ich bin doch ein arschloch (wortwörtlich)" ich (verwundert): "wieso?" "ja, ich hab doch unterwegs an der tankstelle soviel brot und schokoldae gekauft und alles selbst gegessen!" oh, denke ich, hat da jemand ein schlechtes gewissen, mir nichts mitgebracht zu haben? "jetzt habe ich gar keinen hunger mehr!" aha....
alles in allem kann ich nur immer wieder erstaunt feststellen, wie verhaftet der eigene geist diesen gewohnheiten ist, sich an den stimmungen anderer menschen (in meinem fall eben am bauern) festzukrallen. und dann geht das kopfkino los, wie heute morgen, als er (krankhaft eifersüchtig, weil ich gestern abend wieder lange beim nachbarsbauern einen netten abend verbracht habe), nicht grüßte, sondern mich nach 2maligem, unbeantwortetem gutenmorgengruß anschnauzte, ich solle die kühe nicht so schnell reintreiben.
das könnte mich ja eigentlich völlig unberührt lassen, weil ich keine rechenschaft schuldig bin, wo und mit wem und wie lange ich meine abende verbringe, weil ich die kühe immer langsam herantreibe, wohlwissend, dass der bauer sonst probleme hat, sie im stall anzubinden und weil ich ja guten morgen gewünscht hatte, es so meinte, auch ohne antwort.
dann ist da auch noch die frage, weshalb der bauer so ein eifersuchtsdrama abspielt, denn eigentlich bin ich als person ihm ja egal oder sogar unangenehm....und natürlich wissen alle, die mich kennen, dass mit niemandem hier oben was läuft;=)))) habe ich schließlich mit mir genug zu tun;=9
aber nein, der kopf beginnt sofort alle möglichen erinnerungen an ähnliche stimmungen, ähnliche diskrepanzen mit anderen und überhaupt jede menge vergangenheit aufzutischen. sowas blödes, damit verdirbt man sich wirklich stunden dieses schönen morgens und jede äußerung, die folgt, wird auf die goldwaage gelegt und kann nur missverstanden werden.
insofern bin ich noch weit entfernt von der von mir so sehr gewünschten gelassenheit, aber immerhin merke ich jetzt schneller, was ich da für einen film einlege und irgendwann bin auch ich kinobesitzerin (wie mein lehrer ole nydahl immer sagt) und bestimme, ob eine tragödie oder komödie gezeigt wird.;=))))
ich arbeite dran;=)
tara und sky lernen hier auf den letzten metern auch noch viel, sie gehen jetzt morgens immer mit kühe hereintreiben und selbst sky entwickelt sich, wenn auch zum immer noch unsicheren hütehund. nachdem sissi, die hündin des bauern gestern einer kuh wieder mal unsinnigerweise von vorn an den kopf ging, diese dann auf die vor ihr laufende tara mit gesenkten hörnern losging,....

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen