Freitag, 29. Juni 2012

nebel, regen, vogelgezwitscher und schlafende hunde. ein am generator aufgeladener pc und jetzt bin auch ich wieder einigermaßen ausgeschlafen. tara hat wegen ihres erheblichen gewichtsverlustes von der tierärztin ja teures und eiweißreiches royalcaninfutter verordnet bekommen, von dem bekommt sie allerdings durchfall (also habe ich erst einmal wieder auf eine mischung zurückgestellt, die sie besser verträgt, da muss das zunehmen eben langsamer gehen) - jedenfalls war ich heute nacht mehrmals draußen, damit tara sich von ihrem bauchweh erleichtern konnte. und da meine erkältung auch nicht besser werden kann bei diesen sagenhaften temperaturumschwüngen - musste heute mal ein vormittagsnachdemmelkenschlaf her.

zaunumbau und "tannen"(die eigentlich fichten sind)abschneiden sind heute so bis zum abendmelken die hauptaufgaben. ansonsten habe ich viel freiraum, weil der bauer mich auch nicht für einen halben tag mal mit runternehmen will, obgleich ich mit dem "töff" (moped) eigentlich ganz gut und schnell wieder heraufkäme. nun denn, da ich sehr gute literatur, lauffreudige hunde und kühe im stall habe, die sicher auch nicht böse sind, wenn sie tagsüber mal von ihrem kot, der bei einigen leider immer unter dem euter und nicht im mistgraben landet, befreit werden, sind die tage dennoch kurz. momentan läuft es ganz gut, der bauer hat unten hilfe beim heuen, ich war in thun im spital und habe eine wenig aufregende diagnose "leistenbruch" (der aber nicht sofort operiert werden muss) bekommen, sodass die sorge, was mit den hunden werden soll, wenn ich zu einer op muss, auch wegfällt. gestern abend war ich bei dem nachbarn, der sich sehr bei meinem bauern für mich in die bresche geworfen hat und der mit leib und seele landwirt ist, seine kühe und ziegen liebt und auch sonst irgendwie mehr im kopf hat als die meisten hier. auch außerhalb des bäuerlichen geschehens, aber am besten gefällt mir, dass er seine tiere pfleglich behandelt. mein bauer hatte dem nachban gegenüber verlautbaren lassen, ich hätte ja ohenhin nichts, wohin ich zurück hinkönne;=). da kennt er mich schlecht und das hat er sich schön zurechtgelegt, der knabe...aber ich habe in den letzten tagen und diskussionen und an meinem verhalten gemerkt, wie ich das ganze für mich zum guten wenden kann und will. ich sehe, dass er kein schlechter mensch ist, aber dass ich lerne, seine ganzen schwächen (und davon gibt es reichlich) einfach nicht mehr an mich hernzulassen. dafür habe ich ja dennoch ganz viele freiräume hier...so wie jetzt, sonnenschein, hunde unterm tisch und das wissen: genshagen soll noch in diesem sommer verkauft werden, ich habe schon neue pläne, wo wir nach der alpzeit vielleicht leben ;=) nach dem tierarztbesuch: tara hat 6kilo gewicht verloren! die ohrentzündung soll in narkose behandelt werden, sauteuer hier. ich hoffe, die versicherung zahlt trotz preiserhöhung weiterhin meine rechnungen. wir haben jetzt teures royal canin futter mit mehr eiweiß, dafür bekommen beide hunde jetzt wieder hochwertigeres futter und nicht das billigabfallzeug aus der landi (eine art baumarkt). nach dem spitalbesuch in thun: mein leistenbruch oder was immer das nun ist (das wird sich am freitag herausstellen)...bleibt nun erst einmal, es besteht glücklicherweise kein grund zu einer schnellen op. später abends nachdem ich eigentlich einen schönen tag hatte, der bauer unten im dorf, die sonne schien und ich war von der nachbarin mit den 4 kids zum kaffee hochgeladen hatte, gabs dann abends wieder eine schöne übung mit dem bauern für mich: beim abendessen auf das thema arbeitsvertrag und schon wurde er wieder fuchtig, weil er sich sofort angegriffen fühlt. er versteht gar nicht, dass es nicht darum geht, dass er "nicht alles richtig gemacht hat", sondern, dass ich auch verpflichtungen gegenüber anderen - deutschen ämtern habe und einfach als arbeitnehmerin einen vernünftigen arbeitsvertrag in der hand haben möchte. für wen oder was auch immer. er versteht nicht, dass ich nicht willens bin, (wie andere offenbar oder angeblich vor mir) so zu tun, als wäre ich hier nur im urlaub und wenn etwas passierte, würde das schon irgendwer abdecken. für ihn bedeutet einfach, damit, dass er etwas bei der gemeinde abgegeben hat, was wie ein arbeitsvertrag aussieht, mit dem angeblichen verdienst, den ich haben soll, den die amtsfrau ihm eingetragen hat (ohne mein beisein) all das bedeutet für ihn, er habe jetzt alles richtig gemacht. und er zahlt ja kv und rv für mich. er versteht und sieht einfach nicht, dass er ein arbeitgeber ist, der pflichten seiner arbeitnehmerin gegenüber trägt. notfalls muss ich mir eine kopie des von ihm unterschriebenen vertrages bei der gemeinde holen - das allerdings löst bei schweizern wahrscheinlich auch gleich wieder autoritätsänsgte aus...überhaupt gibt es hier jede menge gespräche über die kontrollen, die einschränkungen und strafen, die schweizer landwirten (und wohl auch anderen schweizer bürgern) drohen bei nichtbeachtung all der vorschriften. ich kann nicht beurteilen, wie schlimm oder streng reglentiert das leben hier wirklich ist. ich weiß nur, dass der unterhalt schon deutlich teurer ist als in deutschland. dennoch kenne ich neimanden, dem es wirklich schlecht geht oder der an irgendeiner armutsgrenze leben müsste. allerdings arbeiten fast alle bauern noch in einem zweitjob als maurer, am skilift, als waldarbeiter, usw. auch die tierärzte, die morgens um fünf schon zu den ersten alpbesuchen hochkraxeln müssen, haben ein ziemlich großes arbeitspensum. dienstag: jetzt hab ich es wieder wärmer, weil ich nochmal mit den hunden unterwegs war und hab mir nochmal den pc auf die terasse geholt und es ist neumond (wenn ich das richtig einschätze) - es läuft ganz leise chillige orientalmusic, die gestern nacht vom nachbarn ausgeliehene taschenlampe erhellt die tastatur, damit ich nicht dauernd blind tippe und ständig fehler ausmerzen muss. woher weiß man, wo man hingehört? wovon wird man angezogen und weshalb? karma? begierde? für mich ist das hier oben sein und lernen zum einen ganz sicher eine art heilung aus meiner furchtbaren lehrzeit in diesen ostdeutschen kuhställen, industriewahnsinnsanlagen...da sind angebundene kälber schon fast harmlos gegen meine vergangenheit mit den industriekühen - und die schweiz ist sicher nicht mein zuhause bis zum ende, eher wirkich nur ein punkt auf der landkarte, ....die berge sind faszinierend, aber wie jemand mal gesagt hat, es berührt nicht unbedingt das herz. donnerstag nach unfreiwilliger schreibpause eine zusammenfassung der letzten ereignisse, die ich auch noch einfingrig tippen muss (rechts), weil die hunde mir gestern mittel- und ringfinger geschreddert haben.

 aber der reihe nach: an den tagen vorher war ständig irgendeine änderung im tagesablauf, mal kamen des bauern kumpels zum trinken (besuche, die abends lange bleiben, bedeuten immer,, dass ich weder schlafen noch lesen kann, da alles direkt unter meinem fensterchen stattfindet), mal war ich nach den morgendlichen tätigkeiten so müde, dass ich mich mit den hunden vor die heizung gelegt habe und unverzüglich eingeschlafen bin. dann wieder luden uns die feriennachbarn - ein ehepaar mit viel humor - ein. das war ein schöner abend bei rotwein und in der gemütlichen wärme eines alpzuhauses. die frau hat über 20 jahre fototagebücher von den ereignissen hier oben gesammelt (sie sind auch im winter an den we hier oben). sehr spannend... beim stallausmisten vor dem abendmelken höre ich meist buddhistische vorträge, da kam mir in den sinn, was mein "dukkha" (unzufriedensein) ausmacht (vgl. aya khema: vergänglichkeit als lehrer" bei youtube). als der buddhistische vortrag zuende war, ging es plötzlich mit dem mp3song von gossip "heavy cross" wohlgelaunt weiter in meinen ohren und plötzlich dachte ich, meine güte, was hindere ich mich eigentlich ständig mit meinem gegrübel am frohsein.;=) das hielt dann eine ganze weile vor und am nächsten tag, also gestern, stellte -werauchimmer" mich auf eine probe:=) morgens kam der besamer, ein sehr netter typ - wir tranken nach getaner arbeit gemeinsam kaffee und er erzählte über die überzüchtungsprobleme bei rindern und noch manches mehr. dann brachte unser nachbar seinen bei uns leihweise mitweidenden stier...blutüberströmt und mit halb abgerbrochenem horn. der arme kerl ist grad erst 9 monate alt und sollte bei unseren kühen und rindern was fürs herdenleben lernen. hat er auch, nur eben sich leider dabei selbst ganz schön ausgeknockt. kaum waren die geschirre gewaschen, ich bin im strömenden regen (der schon tage das leben mit den tropfnassen hundefellen in meinem minikabuff ganz schön erwschwerte) mit eben diesen - trotzdem rausmüssenden hunden gegangen. da kam ein anruf vom bauern, es käme besuch, die halbe sippschaft reiste an und wollte grillen. und kaum bog ich - die hunde glücklciherweise angeleint (sky entpuppt sich hier mehr und mehr als herdenschutzhund mit schäferhundnachvorngehen;( - da standen sie auch schon im regen und anstatt unterm dach zu warten, nein: alle in der eingangsschneise zum haus. tara wollte von der einen seite, sky von der anderen bescheid sagen, ich mit nur einer leine beide hunde versucht zu dirgieren und zack: hatte ich karabiner oder haken oder beides um beide mittlere finger gewickelt - krachender schmerz...und dann hatte ich - glücklicherweise ohne loszulassen - endlich beide in mein zimmer bugsiert. der besuch wollte irgendwie mit den kindern - die noch klein sind und ansgt vor tieren haben - unbedingt in den stall, also, sie gewarnt, dass der stier wegen seiner schmerzen möglicherweise nicht so gelassen damit umgeht, wenn da auc noch fremde herumstehen. endlich, nach viel gutem zureden und hoffen, dass der bauer sich bald selbst um seine verwandten (die durchaus nett, nur eben für mich zum falschen zeitpunkt angereist waren) kümmern würde, hatten sie dann doch sack und pack in der küche und im trockenen deponiert. da hörte ich irgendwo von oben mehrfach rufen. oh mist, die tierärztin. grad noch gutgelaunt, weil sie medikamente und behandlungsmaterial für taras ohr mitgebracht hatte. was sie zwar dem bauern am telefon gesagt, der aber nicht an mich weitergegeben hatte....als ich ihr berichtete, dass ich bereits in spiez beim tierarzt war, die tara am freitag ja in narkose legen wollten...flippte sie plötzlich aus, warf die mitgebrachten sachen in den wagen und schimpfte wie ein rohrspatz. verblüfft ließ ich mich blöd anmachen, weil ich nicht wusste, wo der bauer die halfter hat und staunte nur so, wie die leute hier mit kunden umgehen. dann kam der arme stier dran, ich hinundher, zwischen besuch-bei-laune-halten, warmes wasser für die horn-op (gruselig) zubereiten und lange, lange kein bauer in sicht. als er dann endlich kam, kümmerte er sich nicht um die sippe, sondern stand mit dem stierbesitzer und dessen gehilfen um die tierärztin herum, während die sich mit der zange am stierhorn und nasenring für den - mittlerweile etwas örtlich betäubten - knaben abmühte. ich konnte es nicht glauben. schöne übung, nicht alles persönlich zu nehmen:=) irgendwann war der stier seine hörner los, das gesunde wurde mit einem draht in der sägemethode abgenommen und es rauchte richtig von der entstandenen hitze. das tier wusste wahrscheinlich vor schock und schmerz gar nicht mehr, wie ihm geschah, dann steckte die ärztin noch ein paar zahnstocher in die blutenden hornstellen und kümmerte sich dann um taras entzündetes ohr - nachdem ich sie noch einmal in ruhe aufgeklärt hatte, weshalb ich mit tara nicht auf ein eventuelles erscheinen ihrerseits warten und auch nicht in ihre praxis nach frutigen kommen konnte. taras behandlung schien mir auf jeden fall um vieles kompetenter als jene in der kleintierpraxis, tara war supertapfer und ich kann nur hoffen, dass wir nicht nur die narkose am freitag sparen, sondern auch für die gestrige behandlung nicht wieder unsummen ausgeben müssen. jetzt bekommt tara statt der vorher verordneten prednisolon remodil (die gestern behandelnde tierärztin regte sich maßlos über die medikamentenvergabe der kelintierpraxis auf, als ob man als hundebesitzer auch noch wissen müsste, dass dieses oder jenes falsch ist). meine finger wurden in der zwischenzeit mehr als dick und blau und abends beim melken schwante mir schon, dass das die nächsten tage ein ziemlich blödes handicap sein wird. kein grund, schon wieder nach thun ins spital zu fahren, ich hoffe, die ruhigstellende kompresse, die ich aus dem erstehilfekasten gefischt habe, hilft auch. immerhin klappt es seitdem der nachbarsbauer meintewegen ein ernstes wort mit meinem bauern geredet hat, ganz gut mit uns. er gibt sich sehr viel mühe, fragt nach und ist zu mir mittlerweile fast genauso freundlich wie zu seinen kumpels. mehr will ich ja nicht. und natürlich soll bei all den schilderungen nicht außen vorgelassen werden, dass er relativ gelassen mit (den endlich weniger werdenden) verlorenen hundehaaren ist, die zu unserm leidwesen überall herumfliegen. und ich denke, man kann auch viel strengere und mehr verlangende bauern erwischen. ich habe abends festgestellt, dass ich nicht für sichnichtszusagenhandende (tratsch ausgenommen) menschenmanhäufungen gemacht bin, dann lieber ein gutes gespräch zu zweit oder zu dritt und wirklich die gegenwart der anderen genießen. verwandtschaft ist ja aber nicht nur für mich ein heikles thema, scheints :=) ein paar kluge einsichten hab ich vielleicht hier auch noch gewonnen, ;=))) vor allem aber bin ich wahrscheinlich hier oben gelandet, um einzusehen, dass intellektuelle eingebungen nichts nutzen, wenn ich doch beim kleinsten anlass wieder ins trotzschema zurückfalle;=) es bleibt spannend, ich wünsche euch allen schöne warme tage und grüße alle herzlichst, carola und die alplerhunde ps: tage wie heute, dorfgang: der bauer regt sich auf über die hundehaare, über die kosten, die mein arztgang verursacht hat (obwohl er das von der versicherung erstattet bekommt und geld zum einkaufen hab ich auch schon wieder nicht - prima.....

Freitag, 22. Juni 2012

wie sieht so ein alptag eigentlich aus?

bei mir: 5 uhr 05 singt anthony hegarty mir das lied von der verlorenen liebe auf dem handy;=), dann nochmal um 5:15, wenn ich bis dahin noch nicht unten in der küche am ofen gewesen sein sollte, um feuer anzumachen (auf dem herd stehen jeden abend zwei voll gefüllte riesenkessel für die wäasche der melkkannen nach getaner arbeit) und die müssen jeden morgen erhitzt werden.
die hunde "anziehen", sprich anleinen und los gehts, mal schauen, wo die kühe und rinder sich über nacht so verteilt haben. ganz oben am hang stehen die rinder (also all jene eigenen und geliehenen kühe, die noch nicht "stierig" waren oder es zum ersten mal werden, meist so etwa einjährige). weiter unten, näher am haus weiden die milchkühe, der stier und die kälber. das pony namens boy steht meist allein ganz unten inmitten der riesigen - ansonsten gerade ruhenden weide. boy ist schon 35 jahre alt und hegt wahrscheinlich kaum ambitionen, mit den artfremden gemeinsam herumzulungern.
wir kraxeln meist zum aussichtspunkt mit blick auf den thuner und den brienzer see, im blick dann spiez und ein paar andere, kleinere ortschaften, die sich rund um die gewässer tummeln.
zurück im haus, da steht dann meist der bauer (je nach pegel vom vorabend, gut, schlecht oder mittelgelaunt) - heute zum beispiel musste ich fast schon lachen angesichts seiner scheuklappen. ich kam mit den hundne grad zurück und hatte beide noch an der leine, als er unbedingt sofort die regenplane mit mir zusammen vom milchkessel entfernen wollte. nun braucht man dazu aber vier hände, ich hatte noch keine frei, also stand er da, krampfhaft am pfosten zurrend, während ich die hunde flugs am nächsten weidezaun anbinden musste. das ganze hätte natürlich,. weil die kühe ohnehin noch ganz oben auf der weide standen auch die 2 minuten länger warten können, bis ich die hunde wie gewohnt im zimmer hätte ablegen können.
naja, nicht mehr mein problem, ich hab in den letzten wochen schon viel hinzugelernt, dass ich meines mache, wie ich denke und mich nicht von bauernsturheit aus der ruhe bringen lasse.
weiter gehts: kühe heranlocken, chum, chum, chummm....alles, was nicht willig ist, treibt entweder sissi, die leider nicht trainierte, aber arbeitswillige hütehündin zu oder ich muss mit stock bewaffnet (nicht, um zu schlagen, sondern um verlängerte arme zu haben) hochkraxeln, um - wie heute - den am rinderzaun verliebt blökenden stier einzusammeln.
stromgenerator anwerfen, holz nachlegen, melkschemle umschnalölen und los: ran an die euter und gemolken, die kälber getränkt und dann: frühstück.
momentan hat der bauer zahnprobleme, insofern ein mageres kaffeetrinken mit panoramablick auf die immer wieder neu-schönen berge und wälder, untermalt von variierenden vogelgesängen. gefolgt von aufbruchstimmung, der anhänger mit dem milchtank will angekuppelt sein, das ist allein kaum machbar, für mich jedenfalls nicht und so wuchten wir zu zweit, bis das ganze am alten und zuverlässigen toyota talwärts gerumpelt wird.
zeit für mich und die hunde, der haushalt ist schnell gemacht, das bisschen wasser zum spülen erhitzt der ofen, den wir ja noch vom melkkannenspülen warm haben. gewappnet mit heckenschere und handsäge ziehen wir weideaufwärts, die hunde tollen umher, ich kappe unterdessen noch ein paar von den wuchernden "tannen", die eigentlich fichten sind.
frühstück für die hunde und wenn es nicht grad ärger wie heute morgen gibt zwischen den beiden sonst so miteinander gut auskommenden hunden, ist es dann auch ganz friedlich.  der klapptisch dient als höhle wie als schattenplatz und erst, wenn wir beginnen, zu käsen, werde ich diesen komfort wohl streichen müssen, damit die hundehaare nicht überall herumfliegen.
der tag geht mit lesen, arbeiten und wie gestern beispielsweise beim auftreiben-helfen von 7 nachzüglerrindern eines nachbarn schnell vorbei, da ist dann der bauer samt hündin auch schon wieder zurück, der milchtank geleert. den stall habe ich dann schon so gut es geht, ausgemistet, die kühe, die tagsüber im stall schlafen und nachts weiden, sind aufgestanden und  parat zum neuerlichen melkgang.
kälber und stier tränken, alle, die rausdürfen, abketten oder hier oben (leider) auch abknoten (die ketten mit den schnellverschlüssen sind bei weitem einfacher zu öffnen und zu schließen als die althergebrachten strickknotentechniken). weidezaun prüfen steht natürlich vorher auf der liste. und dann ist zeit fürs abendbrot, hundespaziergang in der dämmerung und die greifvögel, mäuse, katzen und bimmelbammelnden kühe beobachten: ein vergnügen in der lauen abendluft.
gegen zehn uhr spätestens liegen wir dann auch wirklich alle meist schon mit zuckenden gliedern, traumerwartenden köpfen und müden körpern im bett. die hunde müssen sich jeden abend neu einigen, wie die enge kammer aufgeteilt wird und wer versuchen wird, mich aus dem bett zu schubsen;=) im gang ist tatsächlich nur platz für einen hund, also ist eine hälfte des bettes hundedeckenplatz und in den meisten nächten geht es auch friedlich und störungsfrei ab, bis ohnehin schon bald der wecker wieder seine liebeslieder ertönen lässt.
würde ich etwas anders/anderes wollen? momentan nein. nach dem reinigenden gewitter gestern zwischen dem bauern und mir geht es wieder um vieles besser, die schweizer bauern tun sich (und ich ja auch nicht unbedingt) leicht damit, zu artikulieren, was sie umtreibt. so haben wir dann gestern nach einer heftigen debatte doch herausgefunden, dass ihm mal wieder jemand panische angst eingejagt hat wegen möglicher kontrollen. und bußgelder sind hier so ein schlagwort, das großangelegte schlechtwetterstimmungslagen hervorbringen kann. es sei in der schweiz alles so furchtbar, das könne ich mir nicht vorstellen.
mein argument, dass ich in einem land aufgewachsen sei, wo man statt bußgeld gleich mit gefängnis rechnen konnte, zählte natürlich nicht. ;=) überhaupt gibt es scheinbar so eine mentalität, dass die bauern sich nicht gewertschätzt fühlen und die preissenkungen für den liter milch und die reduzierung der sömmerungszuschüsse seitens der kantonsregierungen immer persönlich zu nehmen. vielleicht ist is das in deutschland ganz ähnlich, wahrscheinlich sind bestimmte berufsgruppen prädistiniert dafür, "sich unter wert zu fühlen"? ich weiß es nicht.
ich weiß aber, dass es schön ist, mit den tieren zu sein, die kühe sind ganz eigene charaktere und je besser ich einzelne kennenlerne und ein eigenes verhältnis zu ihnen aufbaue, desto besser geht die arbeit von der hand. und natürlich ist eine bereinigte menschliche situation um ein vielfaches angenehmer als so ein vor sich hinschwelender konflikt. skys schmiss von taras verteidigungsstrategie (es ging um ihren futternapf) unterm auge nehme ich mal als zeichen, dass auch die hunde hier lernen, sich neu einzusortieren;=) alles in allem geht es sky aber schon deutlich besser mit dem neuen umfeld, er unternimmt jetzt schon einmal eigene streifzüge zu seinem lieblingsplatz misthaufen....auch außerhalb meiner sichtweite. und tara entdeckt von tag zu tag mehr den herdenschutzhund in sich, sie verhält sich bilderbuchreif und glücklicherweise auch "sauber". wenn ich besuch einlasse - kann sie durchaus entspannt auf dessen füßen liegen und sich von allen streicheln lassen, weil es ok ist, dass diese leuete von mir hereingebeten wurden.

wieder zwei tage weiter: der rythmus ist ähnlich, abends weiß ich manchmal nicht, wie es sein kann, dass schon wieder einer weg ist. aber genau das wird ja in jedem zen-kloster auch tradiert: soviel tagessymphonie, dass keine zeit für alpenberge gedankenansammlungen bleibt - (ja, ich weiß, die alpen sind zusammengeschobene gebirge, meine gedanken fühlen sich manchmal auch so an;=)
heute war der tag unterbrochen durch meilenweite weidezäune reparieren, zwar heute bei sehr heißem wetter, dafür aber in unwegsamsten gelände, ....jetzt zieht gewitter auf, wir haben die "guschtis" (also die jungrinder, die noch nicht geschlechtsreif sind) in den stall gerettet (vor den unmengen an bösartigen fliegen)

Montag, 18. Juni 2012

Seitenwechsel

grad kam der bauer total aufgelöst hier an, ich müsse sofort die bilder von den angebundenen kälbern aus dem internet nehmen, es hätte schon jemand geschrieben, dass das verboten sei und er würde vielleicht jetzt eine teure buße bekommen! die logik ist nicht, stimmt, ich weiß, dass es verboten ist, kälber bis 4 monate anzubinden. nein, die einzig mögliche lösung ist, ich muss das sofort aus dem netz nehmen! und ich habe nicht den mut zu sagen, dass ich das auch nicht richtig finde, dass die kälber angebunden sind und das eine seit seiner geburt noch nicht mehr als 10 cm bewegung in 2 richtungen hat.
ich werde also die bilder rausnehmen, die blogadresse ändern - damit ungebetene gäste nicht weiter mitlesen können und ich werde hier versuchen, mit guten worten ab und an zu ihm vorzudringen, damit er die beiden neugeborenen auch noch mit raus in einen lauftstall packt, wo er jetzt heute endlich die beiden älteren in ihre halbmeterlaufstall-iglu-variante gesetzt hat.
und "wer frei von sünde ist, werfe den ersten stein" - ich lasse ja tara auch frei laufen, obwohl ich weiß, dass es verboten ist,  hunde, die jagen und sich nicht abrufen lassen, herumstreunen zu lassen, insofern....muss ich wege und mittel finden, friedlich etwas für die kälber zu erreichen. und am ende steht immerhin vielleicht noch der  erfolg, dass er mich hier oben nicht mehr ums essensgeld betteln lässt oder nicht einkaufen geht, weil sein bier und schnaps da sind und was meine versorgung angeht, ihn nicht interessiert.

sonne, wärme und ein ausblick, um den uns wahrscheinlich viele beneiden. dazu ein kaffee mit frisch gemolkener milch und einem teil des geplanten tagewerks im rücken, so lässt es sich alpieren;=)#

ein paar gedanken noch zu den hier heraufhastenden sportsmenschen, städtern in teurer und enganliegender marken-sportswear, die sich, schweiß überall, hochrot im gesicht, in der mittagsglut hier zum niesen hinaufquälen. es sah jedenfalls noch keiner oder keine der vorübereilenden glücklich oder entspannt aus. ich kann mich gut an das gefühl des qualgenusses bei den hamburger cyclassics erinnern - hier oben und mit der täglich schweren körperlichen arbeit relativiert sich das alles. verständlich, dass die ansässigen bauern für derlei lebensgestaltung nur ein schulterzucken und den beliebten spruch von der hilfe im stall übrig haben.
die jungvögel üben sich hier im fliegen und gestern konnte ich tara schon ganz gut davon abhalten, sich an ihren lehrmeister kater max zu erinnern, der ihr im welpenalter sicher den einen oder anderen vogelfangtrick im genshagener garten beigebracht hatte.auf den umliegenden alpen weiden die kühe, sodass - weil unsere kühe nachts draußen sind - es eigentlich keine kuhglockenlose zeit gibt. gepaart mit den glocken und dem raunen des sommerwindes ergibt all das einen schönen klangteppich und manchmal wünschte ich mir japanische zen-klanghölzer in die kuhtränke.
sonntag, vögelsingen, flugzeuge dröhnen und am himmel sind, glaube ich, wieder die segler mit ihren gleitschirmen, grad vergessen, wie diese ballonfliegerdinger heißen;=)
ich hatte eine erkenntnisreiche nacht plus morgen und bin heilfroh, dass jetzt wieder (erst einmal) fast alles halbwegs in ordnung ist. soviel anhaftung;=) an gewohnheiten
tara ist schon seit gestern krank, isst nichts, hat sich die halbe nacht übergeben und dann um vier hinaus in die - eigentlich - wunderschöne nacht, sternenübersäater himmel und tara hatte durchfall. dann wenigstens noch 1 stunde schlafen, und heute morgen, nach dem melken und nachdem walter abgereist ist gen dorf - dachte ich, ich lasse tara noch ein wenig schlafen und hab nur sky rausgelassen. er kam auch wie gewohnt zurück, warf seinen tiger voller tatendrang in die luft und ging nochmal runter.
auch, als ich mit tara runterkam und er noch nicht in sicht war, machte ich mir zunächst keine sorgen, denn er ist ja eigentlich zuverlässig und kommt zumindest, wenn ich pfeife. dieses mal nichts!
hinterm stall, auf dem misthaufen, die weiden mit dem feldstecher abgesucht: nichts. sms an die nachbarn oben: nichts.
dann begann das gedankenkarussel. walter hatte mal erzählt,. dass die "blöden" nachbarn unten manchmal die ziegen von roland und sandra weggesperrt und einfach gemolken hätten. aber wie bitte sollten die sky so schnell eingefangen haben und zu melken ist er auch nicht.
wenn ich jetzt drüber nachdenke, war es auch unlogisch zu glauben, er sei weggefangen worden, denn es ist ja kein einziges auto vorübergefahren und die wanderer oben auf dem  niesen hätten sky nie und nimmer dazu bewegen können, mit ihnen von uns wegzulaufen. und wozu sollten sie sowas auch machen?
dann noch die schreckliche vorstellung, er könne in eine wildfalle getappt sein. gruselig.
am meisten erschreckte mich, dass er auf meine pfeife nicht reagierte. dann meinte ich, ihn kurz zu hören, aber er war gleich wieder still und die tür, die ich anfangs zuklappen hörte, hab ich auch nicht ernstgenommen. in der spiesekammer, wo ich ihn vermutete, war er ja nicht und die tür dort war auch weit geöffnet.
tara zu schlapp, um mit mir in der wärme bergauf suchen zu gehen, also bringe ich sie zum haus zurück, lege sie in den schatten und denke nochmal logisch nach. dafür musste ich erst einmal meine ganzen schreckensvisionen beseiteschieben....interessant daran war, dass ich als erstes dachte, wenn ich meine hunde hier in der schweiz verlieren sollte, weshalb auch immer, hält mich gar nichts mehr, dann würde ich tatsächlich loswandern. das bedeutet im umkehrschluss doch auch, dass meine hunde mir sicherheit und verantwortung bedeuten -
seis wie es sei, es ist immer wieder spannend, welche verlustängste mich die hunde betreffend plagen und dennoch auch etwas über das thema loslassen aussagen.

tara ist wieder fast fit, nur das ewig entzündete ohr macht mir und ihr kummer.
ich freue mich über post, die hunde darüber, dass sie mal wieder das dorf unsiche rmachen können und ich bin froh, in der nachbarschaft noch ein paar der bauern zu kennen und dort bei besser aufgehobenen kälbern und kühen zu gast sein zu können....