Freitag, 29. Juni 2012

nebel, regen, vogelgezwitscher und schlafende hunde. ein am generator aufgeladener pc und jetzt bin auch ich wieder einigermaßen ausgeschlafen. tara hat wegen ihres erheblichen gewichtsverlustes von der tierärztin ja teures und eiweißreiches royalcaninfutter verordnet bekommen, von dem bekommt sie allerdings durchfall (also habe ich erst einmal wieder auf eine mischung zurückgestellt, die sie besser verträgt, da muss das zunehmen eben langsamer gehen) - jedenfalls war ich heute nacht mehrmals draußen, damit tara sich von ihrem bauchweh erleichtern konnte. und da meine erkältung auch nicht besser werden kann bei diesen sagenhaften temperaturumschwüngen - musste heute mal ein vormittagsnachdemmelkenschlaf her.

zaunumbau und "tannen"(die eigentlich fichten sind)abschneiden sind heute so bis zum abendmelken die hauptaufgaben. ansonsten habe ich viel freiraum, weil der bauer mich auch nicht für einen halben tag mal mit runternehmen will, obgleich ich mit dem "töff" (moped) eigentlich ganz gut und schnell wieder heraufkäme. nun denn, da ich sehr gute literatur, lauffreudige hunde und kühe im stall habe, die sicher auch nicht böse sind, wenn sie tagsüber mal von ihrem kot, der bei einigen leider immer unter dem euter und nicht im mistgraben landet, befreit werden, sind die tage dennoch kurz. momentan läuft es ganz gut, der bauer hat unten hilfe beim heuen, ich war in thun im spital und habe eine wenig aufregende diagnose "leistenbruch" (der aber nicht sofort operiert werden muss) bekommen, sodass die sorge, was mit den hunden werden soll, wenn ich zu einer op muss, auch wegfällt. gestern abend war ich bei dem nachbarn, der sich sehr bei meinem bauern für mich in die bresche geworfen hat und der mit leib und seele landwirt ist, seine kühe und ziegen liebt und auch sonst irgendwie mehr im kopf hat als die meisten hier. auch außerhalb des bäuerlichen geschehens, aber am besten gefällt mir, dass er seine tiere pfleglich behandelt. mein bauer hatte dem nachban gegenüber verlautbaren lassen, ich hätte ja ohenhin nichts, wohin ich zurück hinkönne;=). da kennt er mich schlecht und das hat er sich schön zurechtgelegt, der knabe...aber ich habe in den letzten tagen und diskussionen und an meinem verhalten gemerkt, wie ich das ganze für mich zum guten wenden kann und will. ich sehe, dass er kein schlechter mensch ist, aber dass ich lerne, seine ganzen schwächen (und davon gibt es reichlich) einfach nicht mehr an mich hernzulassen. dafür habe ich ja dennoch ganz viele freiräume hier...so wie jetzt, sonnenschein, hunde unterm tisch und das wissen: genshagen soll noch in diesem sommer verkauft werden, ich habe schon neue pläne, wo wir nach der alpzeit vielleicht leben ;=) nach dem tierarztbesuch: tara hat 6kilo gewicht verloren! die ohrentzündung soll in narkose behandelt werden, sauteuer hier. ich hoffe, die versicherung zahlt trotz preiserhöhung weiterhin meine rechnungen. wir haben jetzt teures royal canin futter mit mehr eiweiß, dafür bekommen beide hunde jetzt wieder hochwertigeres futter und nicht das billigabfallzeug aus der landi (eine art baumarkt). nach dem spitalbesuch in thun: mein leistenbruch oder was immer das nun ist (das wird sich am freitag herausstellen)...bleibt nun erst einmal, es besteht glücklicherweise kein grund zu einer schnellen op. später abends nachdem ich eigentlich einen schönen tag hatte, der bauer unten im dorf, die sonne schien und ich war von der nachbarin mit den 4 kids zum kaffee hochgeladen hatte, gabs dann abends wieder eine schöne übung mit dem bauern für mich: beim abendessen auf das thema arbeitsvertrag und schon wurde er wieder fuchtig, weil er sich sofort angegriffen fühlt. er versteht gar nicht, dass es nicht darum geht, dass er "nicht alles richtig gemacht hat", sondern, dass ich auch verpflichtungen gegenüber anderen - deutschen ämtern habe und einfach als arbeitnehmerin einen vernünftigen arbeitsvertrag in der hand haben möchte. für wen oder was auch immer. er versteht nicht, dass ich nicht willens bin, (wie andere offenbar oder angeblich vor mir) so zu tun, als wäre ich hier nur im urlaub und wenn etwas passierte, würde das schon irgendwer abdecken. für ihn bedeutet einfach, damit, dass er etwas bei der gemeinde abgegeben hat, was wie ein arbeitsvertrag aussieht, mit dem angeblichen verdienst, den ich haben soll, den die amtsfrau ihm eingetragen hat (ohne mein beisein) all das bedeutet für ihn, er habe jetzt alles richtig gemacht. und er zahlt ja kv und rv für mich. er versteht und sieht einfach nicht, dass er ein arbeitgeber ist, der pflichten seiner arbeitnehmerin gegenüber trägt. notfalls muss ich mir eine kopie des von ihm unterschriebenen vertrages bei der gemeinde holen - das allerdings löst bei schweizern wahrscheinlich auch gleich wieder autoritätsänsgte aus...überhaupt gibt es hier jede menge gespräche über die kontrollen, die einschränkungen und strafen, die schweizer landwirten (und wohl auch anderen schweizer bürgern) drohen bei nichtbeachtung all der vorschriften. ich kann nicht beurteilen, wie schlimm oder streng reglentiert das leben hier wirklich ist. ich weiß nur, dass der unterhalt schon deutlich teurer ist als in deutschland. dennoch kenne ich neimanden, dem es wirklich schlecht geht oder der an irgendeiner armutsgrenze leben müsste. allerdings arbeiten fast alle bauern noch in einem zweitjob als maurer, am skilift, als waldarbeiter, usw. auch die tierärzte, die morgens um fünf schon zu den ersten alpbesuchen hochkraxeln müssen, haben ein ziemlich großes arbeitspensum. dienstag: jetzt hab ich es wieder wärmer, weil ich nochmal mit den hunden unterwegs war und hab mir nochmal den pc auf die terasse geholt und es ist neumond (wenn ich das richtig einschätze) - es läuft ganz leise chillige orientalmusic, die gestern nacht vom nachbarn ausgeliehene taschenlampe erhellt die tastatur, damit ich nicht dauernd blind tippe und ständig fehler ausmerzen muss. woher weiß man, wo man hingehört? wovon wird man angezogen und weshalb? karma? begierde? für mich ist das hier oben sein und lernen zum einen ganz sicher eine art heilung aus meiner furchtbaren lehrzeit in diesen ostdeutschen kuhställen, industriewahnsinnsanlagen...da sind angebundene kälber schon fast harmlos gegen meine vergangenheit mit den industriekühen - und die schweiz ist sicher nicht mein zuhause bis zum ende, eher wirkich nur ein punkt auf der landkarte, ....die berge sind faszinierend, aber wie jemand mal gesagt hat, es berührt nicht unbedingt das herz. donnerstag nach unfreiwilliger schreibpause eine zusammenfassung der letzten ereignisse, die ich auch noch einfingrig tippen muss (rechts), weil die hunde mir gestern mittel- und ringfinger geschreddert haben.

 aber der reihe nach: an den tagen vorher war ständig irgendeine änderung im tagesablauf, mal kamen des bauern kumpels zum trinken (besuche, die abends lange bleiben, bedeuten immer,, dass ich weder schlafen noch lesen kann, da alles direkt unter meinem fensterchen stattfindet), mal war ich nach den morgendlichen tätigkeiten so müde, dass ich mich mit den hunden vor die heizung gelegt habe und unverzüglich eingeschlafen bin. dann wieder luden uns die feriennachbarn - ein ehepaar mit viel humor - ein. das war ein schöner abend bei rotwein und in der gemütlichen wärme eines alpzuhauses. die frau hat über 20 jahre fototagebücher von den ereignissen hier oben gesammelt (sie sind auch im winter an den we hier oben). sehr spannend... beim stallausmisten vor dem abendmelken höre ich meist buddhistische vorträge, da kam mir in den sinn, was mein "dukkha" (unzufriedensein) ausmacht (vgl. aya khema: vergänglichkeit als lehrer" bei youtube). als der buddhistische vortrag zuende war, ging es plötzlich mit dem mp3song von gossip "heavy cross" wohlgelaunt weiter in meinen ohren und plötzlich dachte ich, meine güte, was hindere ich mich eigentlich ständig mit meinem gegrübel am frohsein.;=) das hielt dann eine ganze weile vor und am nächsten tag, also gestern, stellte -werauchimmer" mich auf eine probe:=) morgens kam der besamer, ein sehr netter typ - wir tranken nach getaner arbeit gemeinsam kaffee und er erzählte über die überzüchtungsprobleme bei rindern und noch manches mehr. dann brachte unser nachbar seinen bei uns leihweise mitweidenden stier...blutüberströmt und mit halb abgerbrochenem horn. der arme kerl ist grad erst 9 monate alt und sollte bei unseren kühen und rindern was fürs herdenleben lernen. hat er auch, nur eben sich leider dabei selbst ganz schön ausgeknockt. kaum waren die geschirre gewaschen, ich bin im strömenden regen (der schon tage das leben mit den tropfnassen hundefellen in meinem minikabuff ganz schön erwschwerte) mit eben diesen - trotzdem rausmüssenden hunden gegangen. da kam ein anruf vom bauern, es käme besuch, die halbe sippschaft reiste an und wollte grillen. und kaum bog ich - die hunde glücklciherweise angeleint (sky entpuppt sich hier mehr und mehr als herdenschutzhund mit schäferhundnachvorngehen;( - da standen sie auch schon im regen und anstatt unterm dach zu warten, nein: alle in der eingangsschneise zum haus. tara wollte von der einen seite, sky von der anderen bescheid sagen, ich mit nur einer leine beide hunde versucht zu dirgieren und zack: hatte ich karabiner oder haken oder beides um beide mittlere finger gewickelt - krachender schmerz...und dann hatte ich - glücklicherweise ohne loszulassen - endlich beide in mein zimmer bugsiert. der besuch wollte irgendwie mit den kindern - die noch klein sind und ansgt vor tieren haben - unbedingt in den stall, also, sie gewarnt, dass der stier wegen seiner schmerzen möglicherweise nicht so gelassen damit umgeht, wenn da auc noch fremde herumstehen. endlich, nach viel gutem zureden und hoffen, dass der bauer sich bald selbst um seine verwandten (die durchaus nett, nur eben für mich zum falschen zeitpunkt angereist waren) kümmern würde, hatten sie dann doch sack und pack in der küche und im trockenen deponiert. da hörte ich irgendwo von oben mehrfach rufen. oh mist, die tierärztin. grad noch gutgelaunt, weil sie medikamente und behandlungsmaterial für taras ohr mitgebracht hatte. was sie zwar dem bauern am telefon gesagt, der aber nicht an mich weitergegeben hatte....als ich ihr berichtete, dass ich bereits in spiez beim tierarzt war, die tara am freitag ja in narkose legen wollten...flippte sie plötzlich aus, warf die mitgebrachten sachen in den wagen und schimpfte wie ein rohrspatz. verblüfft ließ ich mich blöd anmachen, weil ich nicht wusste, wo der bauer die halfter hat und staunte nur so, wie die leute hier mit kunden umgehen. dann kam der arme stier dran, ich hinundher, zwischen besuch-bei-laune-halten, warmes wasser für die horn-op (gruselig) zubereiten und lange, lange kein bauer in sicht. als er dann endlich kam, kümmerte er sich nicht um die sippe, sondern stand mit dem stierbesitzer und dessen gehilfen um die tierärztin herum, während die sich mit der zange am stierhorn und nasenring für den - mittlerweile etwas örtlich betäubten - knaben abmühte. ich konnte es nicht glauben. schöne übung, nicht alles persönlich zu nehmen:=) irgendwann war der stier seine hörner los, das gesunde wurde mit einem draht in der sägemethode abgenommen und es rauchte richtig von der entstandenen hitze. das tier wusste wahrscheinlich vor schock und schmerz gar nicht mehr, wie ihm geschah, dann steckte die ärztin noch ein paar zahnstocher in die blutenden hornstellen und kümmerte sich dann um taras entzündetes ohr - nachdem ich sie noch einmal in ruhe aufgeklärt hatte, weshalb ich mit tara nicht auf ein eventuelles erscheinen ihrerseits warten und auch nicht in ihre praxis nach frutigen kommen konnte. taras behandlung schien mir auf jeden fall um vieles kompetenter als jene in der kleintierpraxis, tara war supertapfer und ich kann nur hoffen, dass wir nicht nur die narkose am freitag sparen, sondern auch für die gestrige behandlung nicht wieder unsummen ausgeben müssen. jetzt bekommt tara statt der vorher verordneten prednisolon remodil (die gestern behandelnde tierärztin regte sich maßlos über die medikamentenvergabe der kelintierpraxis auf, als ob man als hundebesitzer auch noch wissen müsste, dass dieses oder jenes falsch ist). meine finger wurden in der zwischenzeit mehr als dick und blau und abends beim melken schwante mir schon, dass das die nächsten tage ein ziemlich blödes handicap sein wird. kein grund, schon wieder nach thun ins spital zu fahren, ich hoffe, die ruhigstellende kompresse, die ich aus dem erstehilfekasten gefischt habe, hilft auch. immerhin klappt es seitdem der nachbarsbauer meintewegen ein ernstes wort mit meinem bauern geredet hat, ganz gut mit uns. er gibt sich sehr viel mühe, fragt nach und ist zu mir mittlerweile fast genauso freundlich wie zu seinen kumpels. mehr will ich ja nicht. und natürlich soll bei all den schilderungen nicht außen vorgelassen werden, dass er relativ gelassen mit (den endlich weniger werdenden) verlorenen hundehaaren ist, die zu unserm leidwesen überall herumfliegen. und ich denke, man kann auch viel strengere und mehr verlangende bauern erwischen. ich habe abends festgestellt, dass ich nicht für sichnichtszusagenhandende (tratsch ausgenommen) menschenmanhäufungen gemacht bin, dann lieber ein gutes gespräch zu zweit oder zu dritt und wirklich die gegenwart der anderen genießen. verwandtschaft ist ja aber nicht nur für mich ein heikles thema, scheints :=) ein paar kluge einsichten hab ich vielleicht hier auch noch gewonnen, ;=))) vor allem aber bin ich wahrscheinlich hier oben gelandet, um einzusehen, dass intellektuelle eingebungen nichts nutzen, wenn ich doch beim kleinsten anlass wieder ins trotzschema zurückfalle;=) es bleibt spannend, ich wünsche euch allen schöne warme tage und grüße alle herzlichst, carola und die alplerhunde ps: tage wie heute, dorfgang: der bauer regt sich auf über die hundehaare, über die kosten, die mein arztgang verursacht hat (obwohl er das von der versicherung erstattet bekommt und geld zum einkaufen hab ich auch schon wieder nicht - prima.....

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